Komplettkurs Buchhaltung für Selbstständige: Teil 1.1. - Das T-Konto

Als Selbstständige/r hast du zwei Möglichkeiten: Du machst deine Buchhaltung selbst oder du bezahlst jemanden dafür, sie für dich zu machen.

Bevor ich mich 2020 selbstständig gemacht habe, war ich 6 Jahre lang Lehrer und habe unter anderem «Buchhaltung» unterrichtet.

Natürlich mache ich meine Buchhaltung seither selbst.

Aber halt, bevor du jetzt denkst, man müsse für die eigene Ausbildung entsprechende Ausbildung haben … Nein, ganz und gar nicht!

Natürlich kann Buchhaltung sehr komplex werden. Etwa, wenn dein Unternehmen international tätig ist und am besten noch mit Spezialrecht aus dem Ausland konfrontiert wird.

Aber nehmen wir an, dem ist nicht so und du bist der Gilde der Schweizer Selbstständigen zugehörig, dann wird dir dieser Komplettkurs sämtliches Know-how liefern, das du brauchst, um deine kleine (sorry, ist so, oder?) Buchhaltung selbst zu meistern.

Und tatsächlich: Ich rate jedem/r Selbstständigen/r wärmstens dazu: Macht eure Buchhaltung selbst!

Zahlen lügen nicht.

Nur wer sich regelmässig mit den Finanzflüssen des eigenen Unternehmens auseinandersetzt, hat ein klares Bild über Erfolg und Misserfolg. Nicht selten gehen Träume vom eigenen Unternehmen zugrunde, weil die Inhaber im Grunde keine Ahnung haben, ob das, was sie machen, wirtschaftlich ist.

Sind wir startklar?

Na dann, lass uns loslegen.

Übrigens: Es werden keine Vorkenntnisse erwartet. Addieren und Subtrahieren solltest du können. Ah ja und Prozentrechnen hilft auch da und dort.

Von der Excel-Tabelle zum T-Konto

Alles, was in der Buchhaltung «abgeht», wird in sogenannten Konten festgehalten.

Dabei wird alles berücksichtigt, was den Wert mindert, vermehrt oder ändert. Das muss nicht immer direkt mit Geld zu tun haben. So kann beispielsweise ein Auto mit den Jahren an Wert verlieren, Aktien können Wert gewinnen oder wenn du dein Auto gegen einen neuen Computer tauschst.

(Zugegeben, das letzte Beispiel ist etwas gar aus der Luft gegriffen, wird noch einige Male vorkommen).

Bevor wir uns diese sogenannten Konten anschauen, sei auf eine Verwechslungsgefahr hingewiesen:

Das, was wir in der Buchhaltung als Konto bezeichnen, ist nicht das gleiche, wie das, was wir sonst im Alltag unter Konto verstehen. In der Buchhaltung ist ein Konto etwas, was Wert oder Schulden definiert oder aber Wertzunahmen bzw. Wertminderungen.

Ok, ja, das hat dich jetzt evt. bereits etwas verwirrt. Aber keine Sorge, wir kommen schnell darauf zurück.

Nimm hiermit einfach mit: Ein Konto in der Buchhaltung ist etwas völlig Neues und nicht das Bankkonto. ABER: Dummerweise ist das Bankkonto eines (von vielen) Konten in der Buchhaltung. Es hat ja schliesslich etwas wert (sofern der Kontostand hoffentlich ein + hat!)

Lass uns mit einem anderen Konto anfangen und mit einem Beispiel anfangen:

Einstiegsbeispiel: Vereinskasse

Du bist Kassier deines Vereins und stellst zu Beginn des Jahres fest, dass da CHF 200 drin sind.

Bald gibt es ein Fest, darum holst du CHF 2'000 von der Bank.

Für das Fest kaufst du für die ganze Mannschaft neue Trikots für CHF 1'800. Weil euch der Aufstieg in der Saison gelungen ist, gibt es ein spontanes Fest, für welches CHF 300 ausgegeben werden.

Bitte zeige das finanzielle Geschehen der Vereinskasse!

Ziemlich einfach, oder? Kurz rechnen, und du stellst fest, dass Ende Jahr noch CHF 100 drin sind.

In Excel könntest du das so darstellen:

Weisst du was?

Das kommt einer «richtigen» Buchhaltung schon ziemlich nahe.

In der modernen Buchhaltung hat sich eingebürgert, dass man hier lediglich die Darstellung etwas anders wählt.

Anstatt die einzelnen Positionen übereinander anzuordnen, notiert man für dieses Konto Zuflüsse links und Abflüsse rechts. Es hat sich darum der Begriff «T-Konto» etabliert.

Das T-Konto in der Buchhaltung

Für Konten, die Werte enthalten (wir werden sie später Aktivkonten nennen) notieren wir den Anfangsbestand im T-Konto oben links.

Dann notiert man sämtliche Zuflüsse ebenfalls links und sämtliche Abflüsse rechts.

Die Differenz, welche wir ab jetzt Schlussbestand (oder Saldo) nennen, notieren wir rechts unten.

Das schaut dann so aus:

Wir fassen zusammen:

In der Buchhaltung gibt es sogenannte Konten. Zu Beginn werden wir uns mit Konten beschäftigen, die für ein Unternehmen Wert darstellen.

Das Konto «Kasse» haben wir bereits gesehen. Ein weiteres Beispiel wäre das zuvor schon erwähnte Konto «Bankguthaben». Aber auch zum Beispiel «Fahrzeuge», «Mobiliar», «Patente» oder «Büromaschinen».

Links werden der Anfangsbestand und die Zunahmen notiert, rechts die Abflüsse und der Schlussbestand.

Die linke Seite der Konten wird übrigens «Soll» und die rechte Seite «Haben» genannt.

Eine Eigenheit, wie sie zum Beispiel auch Schiffsfahrende (Backbord und Steuerbord) kennen. Der Ursprung ist nicht bekannt und du musst es dir einfach merken.

Alternative-Darstellung des T-Kontos

Während du in jeder Darstellung das T-förimige wiedererkennen wirst, kann die Darstellung dennoch da und dort variieren. Damit du ein paar mögliche Darstellungen bereits kennst, wollen wir zum Abschluss noch drei davon am Beispiel des Konto «Bank» anschauen.

1. Klassisch Darstellung

Die Variante, welche ich in diesem Kurs am häufigsten wählen werde, ist die klassische.

(Wenn du das Konto gut anschaust, wirst du feststellen, dass hier ein Bezug zum Konto Kasse besteht)

2. Die kompakt Darstellung

Wer etwas Platz sparen möchte, sei frei, das Konto kompakter darzustellen:

3. Ausführlich

Gerade in Buchhaltungs-Software begegnet man in der Regel eher ausführlicheren Darstellungen.

Das wäre es für heute gewesen. Hausaufgaben gibt es keine, du darfst direkt zum nächsten Teil springen (falls er bereits verfügbar ist).

Abschlussfrage:

Wie nennt man die linke und wie nennt man die rechte Seite in den Konten?