Komplettkurs Buchhaltung für Selbstständige: Teil 1.3. - Das Passiv-Konto

Was genau ist ein Passiv-Konto?

Dieser 3. Teil unseres Komplett-Kurses «Buchhaltung für Selbstständige aus der Schweiz» beantwortet unter anderem diese Frage. Solltest du ganz neu im Thema Buchhaltung sein, sei dir der erste Teil der Kursreihe als Einstieg empfohlen, in dem du lernst, was ein T-Konto ist. Ebenso solltest du den zweiten Teil über das Aktivkonto gelesen haben.

Ziel dieses Kurses ist, dass du in der Lage bist, deine eigene Buchhaltung selbst zu führen.

Erster Teil bereits abgehackt? Prima, lass uns das Passiv-Konto kennenlernen.

Wiederholung: Übersicht aller Kontenarten

Es gibt vier Kontenarten, es sind dies:

  1. Aktiv-Konten
  2. Passiv-Konten
  3. Ertrags-Konten
  4. Aufwands-Konten

Aktivkonten haben wir im ersten Teil behandelt. In diesem Teil geht es um die Passivkonten, welche genau gleich wie die Aktivkonten zu den sogenannten «Bestandskonten».

Bestandskonten heissen übrigens so, weil sie den Bestand - man könnte auch finanzieller Zustand - einer Unternehmung darstellen. Falls du dir zum jetzigen Zeitpunkt nichts darunter vorstellen kannst, ist das nicht schlimm; du wirst es bald verstehen.

Wie alle Konten werden auch Passivkonten als T-Konten geführt.

Schauen wir uns die weiteren Eigenschaften der Passiv-Konten an.

Die Eigenschaften von Passiv-Konten

Passiv-Konten beantworten die Frage: Wem gehört das Vermögen des Unternehmens?

Vielleicht wirst du jetzt reflexartig denken, das sei ja klar und es gehöre dem Eigentümer.

Zum Teil stimmt das auch, allerdings gehört häufig ein Teil des Vermögens nicht dem Eigentümer, nämlich dann, wenn das Unternehmen Schulden bei Dritten hat.

Man unterteilt darum die Passiv-Konten in Eigenkapital (kurz EK) und in Fremdkapital (kurz FK).

Passiv-Konten sind Konten, welche für ein Unternehmen eine finanzielle Verpflichtung darstellen.

Ein einfaches Beispiel für Fremdkapital sind die sogenannten «Verpflichtungen aus Lieferungen und Leistungen» kurz «VLL». Dieses höchst kompliziert klingende Konto stellt die Schulden eines Unternehmens dar, wenn es eine Rechnung erhält.

Also:

Wenn ein Unternehmen eine Rechnung erhält, dann hat es mehr Schulden.

Dies wird im Passivkonto «VLL» abgebildet.

Das Konto «VLL» nimmt zu.


Weitere Beispiele für Schulden sind zum Beispiel:

  • Kreditschulden
  • Darlehensschulden
  • Hypotheken

Zur Erinnerung aus dem ersten Teil: Das Vermögen eines Unternehmens setzt sich zusammen aus allen finanziellen Werten, welche als Aktiv-Konten dargestellt werden.

Wir folgern: Wenn wir vom kompletten Vermögen (alle Aktiv-Konten zusammenzählen) einer Firma die Schulden gegenüber Dritten (Passivkonten des Fremdkapitals) abziehen, dann bleibt das übrig, was dem/der Eigentümer/in gehört.

Man nennt diese Differenz «Eigenkapital» des Unternehmens.

Wichtig (und ja, manchmal scheint das für Anfänger der Buchhaltung etwas wirr):

Eigenkapital des Unternehmens stellt für das Unternehmen ebenfalls eine Schuld dar, nämlich die Schuld gegenüber den Eigentümern. Aus Sicht der/des Eigentümers/in ist das Eigenkapital etwas Tolles, denn es entspricht dem Vermögensanteil, der einem gehört.

So werden Passiv-Konten geführt

Jetzt geschieht was Verrücktes (zumindest könnte man das zu Beginn denken):

In Passivkonten verbucht man Zu- und Abgänge genau umgekehrt.

Wenn wir also das Beispiel von vorhin nehmen und das Unternehmen eine Rechnung erhält, dann wird diese zusätzliche Schuld als Zunahme von Schulden auf der rechten Seite (die sog. Haben-Seite) notiert.

Umgekehrt werden Abnahmen in Passiv-Konten auf der linken, also der Soll-Seite notiert.

Gerne verweise ich auf eine kleine Komplexität, die es unbedingt zu beachten gilt:

Eine Abnahme der Schuld bedeutet in diesem Beispiel, dass wir die Rechnung bezahlen. Wir haben dann zwar weniger Geld (also gleichzeitig eine Abnahme des Vermögens), aber eben, auch weniger Schulden.


Wollen wir uns ein weiteres Beispiel betrachten:

Man beachte:

  • Genau wie Aktiv-Konten haben auch Passiv-Konten einen Anfangsbestand (kurz AB) und einen Saldo, auch Schlussbestand (kurz SB).
  • Das Minus (-) ist links, das Plus (+) ist rechts.
  • Zunahmen werden im Haben (rechts) notiert, Abnahmen im Soll (links).
  • Der Anfangsbestand wird im Haben, der Saldo (bzw. Schlussbestand) im Soll notiert.
  • Auch im Passiv-Konto lässt sich durch Addition der beiden Seiten prüfen, ob die Kontensumme (hier 15'000) identisch ist. Falls nicht, hat man irgendwo einen Fehler.

Allgemein schaut ein Passivkonto demnach so aus:

Typische Fremdkapitalkonten von Selbstständigen

Fremdkapital wird üblicherweise unterteilt in kurzfristiges und langfristiges Fremdkapital.

Als Daumenregel kannst du nehmen, wenn die Schulden innerhalb weniger Monate bezahlt werden muss, ist es kurzfristiges FK.

Typischerweise wirst du als Selbstständiger folgende Konten brauchen:

  • Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (kurz VLL, früher Kreditoren genannt): Rechnungen
  • Erhaltende Anzahlungen (gehört dir erst, wenn du die Leistung erbracht hast)
  • Bankschulden: Wenn dein Kontostand ins Minus sinkt.
  • Bankdarlehen: Ein Kredit deiner Bank über längere Zeit.
  • Darlehensschuld: Z.B. wenn du nebst dem Eigenkapital auch ein Darlehen gewährst.

Ein Wort zum Eigenkapital

Wie bereits erwähnt: Die Differenz des Vermögens (Aktivkonten) abzüglich des Fremdkapitals entspricht dem, was den Eigentümern am Unternehmen übrig bleibt.

Dieser Teil heisst Eigenkapital (kurz EK).

Für das EK gibt es selbstverständlich auch typische Konten. Allerdings wollen wir in dieser Kursreihe es vorübergehend noch einfach machen und brauchen für das Eigenkapital einfach ein einziges Konto und nennen es - haha - Eigenkapital.

Später werden wir das EK in übliche Konten einteilen, dazu gehören:

  • Stamm- bzw. Aktienkapital
  • Gesetzliche Reserven
  • Freiwillige Reserven
  • Gewinnvortrag oder Verlustvortrag
  • Jahresgewinn oder Jahresverlust

Wenn du möchtest, kannst du das für den Moment ignorieren, wir kommen wieder darauf zurück.

Nächste Schritte

  1. Hausaufgabe: Überlege dir, welche Passivkonten für dein Unternehmen relevant sein könnten.
  2. Teste uDesk: Mit uDesk wird deine Buchhaltung bestens gelingen. 30 Tage völlig unverbindlich.